Liebe Stonerinnen und Stoner, liebe Freundinnen und Freunde unserer Homepage,
einige Club-Mitglieder haben mehrfach darum gebeten, dass ich einmal einen Ausflug in die sogenannte geschichtliche „Steinzeit“ der allergrößten, allerbesten und dienstältesten Rockband aller Zeiten und des Universums unternehmen soll, da hier doch ein gewisses Defizit bestehe.
Diesem Wunsch will ich nun heute sehr gerne nachkommen, selbst auf die „Gefahr“ hin, dass dieser Versuch eine Fülle von Kritiken auslösen könnte.
Ich bediene mich hier wieder einmal eines Auszuges aus dem fantastischen Buch des Stephen Davis „Die STONES“ –EIN UNBEDINGTES „MUSS“ FÜR JEDEN ROLLING STONES – FAN- (Europa-Verlag: www.europaverlag.de / Juli 2002), Seiten 42, 43 und 44 aus dem Kapitel „Mick“:
„…Mit vierzehn bekam Mike während eines Spanienurlaubs seine erste Gitarre, eine spanische Akustikgitarre. Schon sehr versiert im Nachsingen von Liedern aus dem Radio, wagte er sich nun an Ritchie Valens` großen Hit ´La Bamba´ vor. Seit Mike sprechen konnte, war er ein begabter Imitator. Er schmetterte den spanischen Liedtext mit einem so perfekten Akzent und so verblüffender Intensität, dass seine Eltern es mit der Angst zu tun bekamen. Mit fünfzehn wusste Mike Jagger bereits, wie man einen Song gut rüberbrachte. Bald darauf verzog er sich zum Gitarrenüben in den Geräteschuppen hinter dem Haus in der Denver Road, wo seine Mutter ihn nicht hören konnte. Sie war nämlich nicht gerade begeistert. In diesem Jahr kam Buddy Holly nach England – ein ebenso einschneidendes musikalisches Ereignis wie Muddy Waters` fast gleichzeitig stattfindende Tournee. Holly war ein schlaksiger, etwas bedeppert aussehender Texaner mit einer dicken Brille, einer ordentlichen Band, den Crickets, und mit großartigen Rock ´n´ Roll-Songs im Gepäck: ´That´ll Be the Day´, ´Peggy Sue´, ´Maybe Baby´, Óh Boy´ und ´Rave On´. Hollys abgehackter Stil und sein Auftreten beflügelten – besonders in England – all diejenigen, die sich als Außenseiter fühlten und dennoch bereit waren für den Rock ´n´ Roll. Mike Jagger und sein Freund Dick Taylor gingen ins Kino, ins Woolwich Granada, um sich Holly anzusehen. Der junge Jagger hatte amerikanische Rockstars bisher nur in Fernsehsendungen wie Cool for Cats, Oh Boy and Six Five Special gesehen, die Rockabilly-Stars wie Eddie Cochran, Gene Vincent und Ronnie Hawkins dem britischen Publikum bekannt machten. Buddy Holly bot rhythmische, abgehackte, sehr eindringliche Texas-Musik, und durch ihn lernte Mike Jagger den echten lebendigen Rock kennen.
In Dick Taylors Plattensammlung entdeckte Mike Howlin` Wolf, und die beiden stöberten nun oft in den Plattenläden entlang der Charing Cross Road, um dort Lps zu bestellen, die in England nicht aufzutreiben waren. Er ergatterte eine Platte von Blind Willie Johnson, Dark Was the Night, Cold Was the Ground, und spielten sie so oft ab, bis sie völlig hinüber war. Mike, Dick und ein paar Kumpels aus Dartford veranstalteten im Wohnzimmer von Dicks Haus in Bexleyheat Jamsessions. Dicks Mutter servierte den Jungs Tee und kicherte mit Dicks Schwester in der Küche, wenn Mike Jagger zum x-ten Mal ´La Bamba´ schmetterte.
Sie nannten sich Little Boy Blue and the Blue Boys (´Little Boy Blue´ war Sonny Boy Williamsons nom de blues). Mike erinnerte sich später: ´Ich trat mit all diesen kleinen Bands samstagabends auf. Wenn mir ein Gig angeboten wurde, nahm ich ihn an. Ich machte früher richtig verrückte Sachen – auf die Knie gehen und über den Boden rollen, mit fünfzehn, sechzehn Jahren. Und meine Eltern fanden das alles überhaupt nicht gut, weil man so etwas einfach nicht tat. Das machen nur Leute aus der Unterschicht. Ich hatte keinerlei Scheu. Ich sahe Elvis und Gene Vincent und dachte: Das kann ich auch. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, sich zum Affen zu machen, selbst wenn da nur zwanzig Leute sind.´
´Doch dem Publikum´, fuhr er fort, ´hat es wohl gefallen, es war immer ein Erfolg und die Leute waren geschockt. Ich sah es an ihren Gesichtern…Ja, ich dachte mir, es war tatsächlich etwas krass für diese kleinen Clubs in den Vorstädten.´
Mike Jagger schloss das Gymnasium in Dartford 1960 ab und erhielt ein Stipendium für die renommierte London School of Economics, deren Absolventen später gewöhnlich führende Positionen im britischen Empire einnahmen. Seinen Freunden erzählte Mike, er wolle Anwalt oder Journalist, vielleicht sogar Politiker werden. Im Sommer verkaufte er vor der Bücherei von Dartford Eis, um Geld für seine Schallplatten, von denen er nicht genug bekommen konnte, zusammenzubekommen. Einmal kaufte Keith Eis, und die beiden unterhielten sich kurz. Mikes Kurse begannen im September 1960. Er pendelte mit dem Zug von Dartford zur London School of Economics in Aldwych, im Zentrum Londons. Rasch machte er die Bluesenthusiasten unter seinen Kommilitonen ausfindig und half bei der Gründung eines kleinen Clubs. Mike brachte LPs aus seiner eindrucksvollen Sammlung mit in die Schule. An einem nebligen, grauen Oktobermorgen stand er, einen Stapel Schallplatten unter dem Arm, auf dem Bahnsteig des Dartforder Bahnhofs, als ein abgezehrt wirkender Kunststudent auf ihn zutrat, der aussah, als hätte er in seinem lila Hemd geschlafen. Er trug einen Gitarrenkoffer. Mike kannte das Gesicht, es war ein ehemaliger Mitschüler. ´Ich wusste immer, wo er wohnte´, erinnerte sich Mike, ´da meine Mutter nie Kontakte abreißen ließ. Sie wusste, wohin die Leute gezogen waren. Ich sah ihn immer von der Schule nach Hause kommen, Er wohnte nicht einmal anderthalb Kilometer von unserem Haus entfernt.´
Es war Mikes neuer Bruder von der anderen Seite der Bahngleise, Keith Richards…“
Soweit Stephen Davis, liebe Stonerinnen und Stoner, der eine supergute Recherche über THE ROLLING STONES geführt hat. Und wie die Story weitergeht, dass wissen wir doch, so hoffe ich alle. Nachstehend habe ich Euch zwei Videos über Muddy Waters und Howlin Wolf mit gepostet, worauf sich das Klicken mit Sicherheit lohnt. Wünsche Euch viel Spaß beim Hören und Sehen und verbleibe
Manni Engelhardt -Stones-Club-Manager-